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Kinderrecht "Gewaltfreie Erziehung"

31. März 2024

Jedes Kind hat ein Recht auf gewaltfreie Erziehung

Auch unter unserem Blätterdach gab es die letzten Wochen und Monate die ein oder andere Krankheitswelle. So sind wir mit unserem Jahresthema Kinderrechte etwas langsamer vorangekommen als geplant. Dafür aber hat uns ein Thema nun ein wenig länger begleitet und wir konnten intensiver eintauchen – und zwar in das so wichtige Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung.



Zuerst gibt es mal wieder etwas theoretischen Input.

In der UN-Kinderrechtskonvention findet sich in Artikel 19 die Vereinbarung, dass „das Kind vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder Misshandlung, vor Verwahrlosung oder Vernachlässigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeutung einschließlich des sexuellen Missbrauchs“ geschützt werden soll. Hier liegt also der Grundstein für das Recht auf gewaltfreie Erziehung. Seit dem Jahr 2000 steht das (endlich) auch ganz deutlich im BGB (§1631): „Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.“


Dahinter stehen wir (natürlich!) voll und ganz und halten auch explizit in unserer Konzeption fest, dass wir einen Umgang pflegen, „der auf gegenseitigem Respekt basiert, der die Würde und Integrität der Kinder bewahrt und der auf ein gewaltfreies Miteinander abzielt.“ (Unsere Konzeption findet Ihr hier auf unserer Homepage.) Unser gewaltfreies Miteinander stützt sich auch auf die Methode der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) nach Marshall Rosenberg, die wir in unseren Kindergartenalltag integrieren. Dazu nutzen wir den sogenannten Friedensstock (nach T. Peters), der dabei helfen kann, Konflikte nach dem 4-schrittigen GfK-Schema zu bearbeiten und zu lösen. Natürlich ist dies ein Angebot, das nicht in Anspruch genommen werden muss. Gewaltfreiheit besteht für uns auch in der Wahlfreiheit.


Dabei macht der Friedensstock nur sichtbarer, welche Haltung und Einstellung unsere Betreuer:innen ihrem Umgang mit unseren Waldkindern zugrundelegen. Unser Blick aufs Kind, wie es so schön heißt, basiert ganz grundsätzlich auf der Annahme, dass Kinder dasselbe Recht auf respektvolle, würdevolle und eben gewaltfreie Behandlung haben wie wir Erwachsenen. Wir fassen das auch gerne etwas erweitert in die Bedürfnisorientiertheit unseres Konzepts – denn darunter verstehen wir, dass die Bedürfnisse ALLER beachtet werden. (Was nicht heißt, dass alle Bedürfnisse immer erfüllt werden. Dies wird z.T. falsch verstanden. Es heißt, dass alle vorhandenen Bedürfnisse in die Entscheidungsfindung einbezogen werden und dann eben manchmal abgewägt werden müssen.)


So, und nun zur Praxis. Mit unseren Waldkindern haben wir das Recht auf Gewaltfreiheit anschaulich gemacht, indem wir eine „Friedensecke“ gestaltet haben. So sollte ein Raum entstehen, in dem die Kinder ihre Themen in einem geschützten Rahmen lösen können. Gewaltfreiheit hier bedeutet, dass auch bei Streitigkeiten, Konflikten und Auseinandersetzungen keine Zurechtweisung oder gar Strafmaßnahme stattfindet. Stattdessen bemühen wir uns um Hilfestellung bei der Klärung – je nach Alter benötigen die Kinder hier mehr oder weniger Begleitung – und das auf Augenhöhe und ohne erhobenen Zeigefinger. Wir möchten unbedingt, dass sich unsere Kinder darauf verlassen können, dass sie gesehen und gehört werden, ohne bewertet zu werden. Wir haben uns also einen schönen Platz im Wald gesucht, mit Stöcken einen Bereich abgesteckt und die Stöcke mit bunten Bändern geschmückt. Voller Eifer und Engagement waren die Kinder dabei und so gibt es hier nun die Möglichkeit, Lösungsstrategien für Konflikte alleine oder begleitet zu entwerfen und umzusetzen.





Zur Erinnerung für die Kinder haben wir den Friedensstock nochmals im Morgenkreis thematisiert. Zwei unserer Morgenkreis-Tiere (Mio Mittwoch und Dora Donnerstag) hatten einen kleinen Konflikt. Mio ist unser Singvogel, der uns mittwochs immer ein besonders schönes Lied vorsingt. Der Wanderfuchs Dora hatte es dieses Mal aber besonders eilig und wollte gar nicht auf den Wanderdonnerstag warten, sondern am liebsten schon am Mittwoch losziehen. Natürlich gefiel Mio das nicht, denn der Mittwoch ist nun mal der Singtag… Mithilfe des Friedensstocks und den Erwachsenen an der Seite konnten die beiden eine Lösungsstrategie erarbeiten und zeigten den Kindern spielerisch die Handhabung des Friedensstocks auf. Dieser steht nun immer bereit in unserer Friedensecke und bietet die Möglichkeit, Konflikte noch eigenverantwortlicher zu lösen.


Übrigens ist am 30.04. Tag der gewaltfreien Erziehung. Ein Grund zu feiern!


Zum Weiterlesen oder -schauen:





Für interessierte Eltern gibt es außerdem vom Kinderschutzbund die Elternkurse: Starke Eltern - Starke Kinder, die ihren Fokus auf gewaltfreier Erziehung haben. Starke Eltern – Starke Kinder - Der Kinderschutzbund

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