top of page

Kinderrecht "Spiel & Erholung"

10. Juni 2024

Jedes Kind hat ein Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung

Die Monate April und Mai widmeten wir dem Thema „Freizeit, Spiel und Erholung“. Ganz passend begann unser April mit einer Woche Ferien für alle – unser Waldkindergarten war in dieser Woche zu und alle konnten sich auf ihre eigene Art und Weise entspannen und erholen und ihre freie Zeit genießen.


Zum Beispiel so...



Auch im Kindergartenalltag gibt es Möglichkeiten, sich zurückzuziehen und sich Ruhe zu verschaffen, wenn das gewünscht oder benötigt wird. Dafür wird gerne unsere Hängematte zwischen den Bäumen genutzt, die auch schon als schaukelnder Schlafplatz dienen durfte.


Auch im Bauwagen gibt es eine Matratze und wir haben viele Decken, mit denen man sich seinen ganz eigenen Rückzugsort aussuchen und gemütlich machen kann. Die Kinder wissen oft selbst am besten, was ihnen in dem Moment guttut, welche Umgebung sie brauchen, um zur Ruhe zu kommen, wer sie eventuell dabei begleiten soll und wie lange sie diese Ruhephase benötigen. Wie wichtig Ruhe, Erholung, aber auch Spiel ist, hält die UN-Kinderrechtskonvention in Art. 31 fest: „Die Vertragsstaaten erkennen das Recht des Kindes auf Ruhe und Freizeit an, auf Spiel und altersgemäße aktive Erholung sowie auf freie Teilnahme am kulturellen und künstlerischen Leben.“


In der Bemerkung des UN-Ausschusses zum genannten Artikel (abrufbar unter kinderrechtekommentare.de) wird verdeutlicht: „Wenn Investitionen getätigt werden, geschieht dies im Allgemeinen durch die Bereitstellung von strukturierten und organisierten Aktivitäten, aber ebenso wichtig ist es, Kindern Zeit und Raum für spontanes Spiel, Erholung und Kreativität zu geben und gesellschaftliche Haltungen zu fördern, die solche Aktivitäten unterstützen und ermutigen.“


Hier können wir als Waldkindergarten ganz wunderbar anknüpfen mit unserem Blick auf das freie Spiel von Kindern in der Natur, das von dem Umweltpädagogen Rudolf Hettich so schön als Urspiel betitelt wurde. „Das Spielen mit unbearbeitetem Naturmaterial wie Ästen, Blättern, Früchten, Moos, Steinen, Wurzeln, Lehm, Erde, Sand, Eis, Wasser, den Tieren, Elementen, Lebensräumen, Landschaftsstrukturen, Naturphänomenen, Jahreszeiten und Rhythmen, wird als Urspiel bezeichnet“, schreibt Hettich. Es gilt als die älteste Spielform der Menschheit und kann in den kleinsten Naturräumen stattfinden. Wer kennt es nicht? - die Pfütze auf dem Gehweg, die Kinder wie magisch anzieht; die Steine auf dem Parkplatz, die betrachtet, befühlt, gesammelt werden wollen; der gefundene Stock, der zu einem Zauberstab oder Schwert mutiert; der tolle Kletterbaum vor dem Haus…


Hettich schreibt weiter: "Es ist für Kinder nicht mit öffentlichen Spielplätzen getan, auch nicht mit organisierten Naturtagen, Exkursionen und Spaziergängen, denn die Natur mit ihren Materialien, Strukturen, Elementen, Rhythmen und Zeiten offenbart sich dem Kind und fordert es zu spontanen Aktionen auf."


Das Urspiel ergibt sich immer spontan, entsteht aus dem, was die Natur um das Kind herum bietet, und bedeutet für das Kind auch stets Erforschung seiner Umwelt. Die Fachkraft im Kindergarten kann hierbei ko-konstruktiv fungieren, wie sich im Bay. Bildungs- und Erziehungsplan nachlesen lässt: „Pädagogische Fachkräfte können mit Kindern Wissen ko-konstruieren, indem sie das Erforschen von Bedeutung stärker betonen als den Erwerb von Fakten. […] Die Erforschung von Bedeutung dagegen heißt, Bedeutungen zu entdecken, auszudrücken und mit anderen zu teilen, ebenso wie die Ideen anderer anzuerkennen.“ Hier findet gemeinsames Lernen im gemeinsamen Spiel statt. Ebenso möglich ist ein ganz eigenständiges Erforschen des Kindes, denn, wie Hettich an anderer Stelle schreibt: „Im Urspiel experimentiert das Kind an Naturgegenständen und beobachtet, was diese oder jene seiner Tätigkeit bewirkt. Wie sich nun die äußeren Dinge unter der Einwirkung des eigenen Willens verhalten, geschieht es, dass das Kind, ohne erzieherische Kompetenz von Erwachsenen, sich am Spiel spielend erzieht.“

Und zum Urspiel gehört auch: "Es ist von elementarer Wichtigkeit, dass wir uns in das Urspiel des Kindes so wenig wie möglich verbal, kognitiv, sozial, zeitlich, technisch und räumlich einmischen."



bottom of page